Craftbeer goes Mainstream ? Die Wirtschaftswoche berichtet diese Woche …

 

 

 

 

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…auf Sage und Schreibe drei Seiten über die Craftbier-Szene in Deutschland.

Es geht um “Neue Sorten dank kleiner Brauereien. Craft-Bier ist das Zauberwort der Branche”

Interessant fand ich diesen Absatz:

Craftwerk listet wie alle Craft-Brauer säuberlich die Malzsorten – vier – und Hopfensorten – zehn – auf, die mit Hefe und Wasser vergoren werden. Reinheitsgebot – das ist auch für Craftwerk weiterhin eine Leitlinie. “Wir wollen zeigen, dass auch damit Abwechselung möglich ist. Das ist technisch die größere Herausforderung. Ob man bei weiteren Spezialitäten später einmal davon abweicht, das werden wir sehen”, sagt Niewodniczanski. Der Brauriese sieht sich nicht als Konkurrent der kleineren Mitbewerber, die teils neidisch, teils neugierig die technischen Möglichkeiten der Pilotbrauerei beobachten. “Auf den Braufestivals wie in Berlin stößt man auf eine gewisse Offenheit für uns, auch weil einige denken, dass einer der Großen als Lokomotive dem Thema helfen kann.”

Von einer “teils ablehnenden Sichtweise” ist nicht die Rede. Hauptsache die Lokomotive macht viel Dampf gell.

Lesestoff: Wer hat das erste IPA oder APA in Deutschland gebraut ?

Laut dieser Diskussion samt Statistik auf ratebeer.com ==> http://www.ratebeer.com/forums/first-german-ipa-or-apa_245323.htm  ist es – zumindest was Biere aus dem 21. Jahrhundert angeht – das Lemke IPA (aus Berlin) dessen erste Bewertung aus dem Jahr 2005 stammt:  http://www.ratebeer.com/beer/lemke-indian-pale-ale/49745/

Platz 2 mit einer ersten Erwähnung im Jahr 2006 geht (auch das ist wohl keine ganz große Überraschung) an das Weyermann IPA  http://www.ratebeer.com/beer/weyermann-india-pale-ale/67541/

Auch in dem o.g. Diskussionthread zu finden: Die fünf IPAs aus Deutschland mit den (aktuell) besten Bewertungen:

The five best rated German IPA’s are as follows:
1) Fritz Ale American IPA (94.22)
2) BrauKunstKeller Amarsi (93.65)
3) Häffner Bräu Hopfenstopfer Comet IPA (93.59)
4) Schönramer Bavarias Best India Pale Ale (92.94)
5) Camba Bavaria Erics IPA (92.67)

Mit den fünf Brauereien hätte ich auch spontan gerechnet. Vielleicht nicht in der Reihenfolge, aber zumindest mit diesen Herstellern.

Tasting: Amarsi IPA vom Braukunstkeller

Ein fruchtiges, hopfenbetontes India Pale Ale mit den Hopfensorten Amarillo und Simcoe.

Amarsi bedeutet auf italienisch “sich lieben” und das schmeckt man auch. Zwei Hopfensorten die sich perfekt ergänzen und von einem caramelmalzigen Mantel umhüllt werden. Der Duft von reifen Mangos, Orangen und Citrusnoten setzt sich mit einem vollen Malzkörper zu einer harmonischen Einheit zusammen.

So weit und so prosaisch äußert sich die Brauerei zu diesem IPA. Nach dem Laguna IPA (https://bierausbayern.wordpress.com/2013/10/20/tasting-laguna-ipa-vom-braukunstkeller/) ist heute das nächste Bier aus dem Odenwald an der Reihe.

Bei Ratebeer.com hat das Bier recht gute Bewertungen erhalten: 3,55 Weighted Average. http://www.ratebeer.com/beer/braukunstkeller-amarsi/217508/

Es kommt in der schlanken 0,33 l Flasche auf den Tisch, hat 66 Bittereinheiten und flotte 7,1 % vol. alc. (laut Website http://www.braukunstkeller.de/ hat es 6,1 % alc …. ein Tippfehler ?)

Im Glas hat das Amarsi eine orange-goldene Farbe, einen hellbeigen feinporigen und lange haltbaren Schaum, einige Schwebteilchen (Hopfen- und Malzreste) findet man am Glasboden.

Das Aroma: Sehr fruchtig und süßlich, die schon angekündigten Südfrüchte (Citrus, Orange, Mango,…) sind sofort präsent, frisch und karamellig, eine leichte hopfige Kräuternote gesellt sich dazu.

Rezenz: Frisch

Antrunk: vollmundig, frisch, sortentypisch, leicht malzaromatisch

Nachtrunk: feinherb, feinbitter, ausgewogen, fruchtig.

Prädikat: Erbarme, die Hesse komme ? ==>  https://www.youtube.com/watch?v=4ReF03YwIO8   Nein. Das hier ist das beste IPA / Bier vom Braukunstkeller. Und eines der besten IPAs aus Deutschland.

Tasting: Holy Cowl (Belgian Style Tripel) von Craftwerk Brewing / Bitburger

Heute ist es herbstlich genug um das dritte Bier vom Bitburger Craftbier-Ableger zu testen. Getrunken habe ich das Holy Cowl schon mal im Juli oder August. Aber das waren die Aussentemperaturen einfach zu warm für ein Belgian Style Tripel. Laut Etikett ein Starkbier mit schlappen 9,0 % vol. alc. Da das Bier also eher was für kühle Herbst- und Winter-Tage ist, habe ich eine der Flaschen bis heute reifen lassen. 

Bei der Bewertungsplattform ratebeer.com hat das Bier (Style: Abbey Tripel) übrigens erst schlappe 7 Bewertungen. Stürmische Nachfrage sieht m.E. anders aus. Und von den drei Craftwerk-Bieren hat es bisher auch die schlechteste Durchschnittsnote (Weighted Av. 3,05). Wobei man der Fairness halber betonen muss, daß elf resp. sieben Bewertungen bei den Werken von Craftwerk auch noch nicht ernsthaft repräsentativ sind.

Das Bier kommt in einer 0,33 l Flasche daher, es ist bis Juni 2015 haltbar und das Etikett ist im üblichen Craftwerk-Stil gehalten. Auf dem Rückenetikett erfährt man relativ viel über die Zutaten (Hopfen: Perle und Hallertauer Tradition, Malz: Pilsner Malz und Karamellmalz) und das Bier. 

Optik: orangefarben, leicht trüb, gleichmäßig trüb, grobporiger weißer Schaum der schnell zusammenfällt. 

Aroma: Dezent säuerlich, hefig, etwas Birne / Frucht, klar wahrnehmbare Süße, Honig, vielversprechend 

Antrunk: vollmundig, weich, sortentypisch, schwer, alkoholig

Rezenz: spritzig und für meinen Geschmack etwas zu bizzelig

Nachtrunk: kräftig betont, rund, süß, lang anhaltend, wenig Bitternoten 

Prädikat: Guter Versuch eines Belgian Style Tripel … aber irgendetwas fehlt dem Bier. So richtig Authentisch kommt es bei mir nicht an. 

 

Tasting: Engel Hefeweizen Hell von der Crailsheimer Engelbräu

Ein gewöhnliches unspektakuläres Weissbier in einer doch recht ungewöhnlichen Flasche.

Um die 25 verschiedene Biere hat die Crailsheimer Brauerei im Sortiment. Darunter sind zwar auch einige saisonale Sorten, Spezialbiere für bestimmt Anlässe, usw. Aber trotzdem ist das Angebot für eine regionale Brauerei mehr als beeindruckend. Spricht m.E. für einen sehr fleißigen Brauer. Unter http://www.engelbier.de findet man mehr. Allerdings wirbt man mit vielen DLG-Gold-Preisen … und das die nicht sehr viel wert sind, ist ja mittlerweile bekannt: https://bierausbayern.wordpress.com/2013/07/23/die-dlg-veroffentlicht-2013er-bier-testergebnisse-als-buch/

Das sagt die Brauerei über ihr Hefeweizen:

Farbe: kräftig bronzefarben, feine Hefetrübung

Geruch: hefig frisches Aroma

Geschmack: sehr spritzig und erfrischend im Trunk, harmonischer und runder Körper, weicher und samtiger Abgang

Stammwürze: 12,9 %

Alkohol: 5,5 %

Typ: obergärig, die Gärhefe setzt sich am Boden der Flasche oder des Fasses ab

Malz: einheimisches Gerstenmalz 40 % und 60 % Weizenmalz, also eine Mischung von Gersten- und Weizenmalz

Hopfen: Anbaugebiet Hallertau, Aromahopfen

Im Glas zeigt sich das Bier mit orange-goldener Farbe, es ist gleichmäßig hefetrüb und hat einen weißen Schaum der rasch in sich zusammenfällt.

Aroma: Teigige Hefearomen, Karamell, Weizen-Getreide, Banane und etwas Zitrus, ein Hauch Nelke.

Antrunk: Malzaromatisch, etwas Würzeartig, Sortentypisch, weich und frisch.

Rezenz: Frisch – leicht spritzig.

Nachtrunk: rund, fruchtig, pfeffrige Gewürznoten.

Prädikat: Wenn man in Hohenlohe-Franken ist, kann man das mal probieren. Aber allzu viel verpasst man nicht.

 

Lesestoff: Mixology fasst den “Fritzgate-Skandal” zusammen

Die in Sachen Craftbier immer gut informierte (und informierende) Zeitschrift Mixology (Magazin für Barkultur) fasst – sehr treffend wie ich finde – den sog. “Fritzgate”-Aufreger noch mal zusammen:

http://mixology.eu/bier_und_wein/bier/fritzgate/

Zitat:

Die verbalen Schließmuskel waren geöffnet und der Shitstorm empörter Bierseelen hagelte nieder auf das finsterste Getränkeimperium, seit Coca Cola vom Kopfschmerzmittelchen zum Softdrink avancierte. Eins wurde deutlich: Die deutsche Craftbeerszene hat nicht nur ein grundsätzliches (und teils berechtigtes) Misstrauen gegen alles, was größer als drei Gasthausbrauhäuser ist, sie ist diesbezüglich auch sehr emotional. Doch wie so oft, wenn Gefühle im Spiel sind, gerät die Sachlage zur Nebensache in immer neuen Tiraden.

 

Tasting: Hop Head IPA⁷ von der Bitburger Craftwerk Brauerei

Über die noch recht neuen Biere welche die Bitburger Brauerei unter dem Namen Craftwerk vermarktet, hatte ich schon einige Male berichtet: https://bierausbayern.wordpress.com/2013/07/19/bitburger-steigt-in-craft-beer-markt-ein/

Und das Tangerine Dream IPA aus dem Hause Craftwerk gleich zwei Mal getestet:

https://bierausbayern.wordpress.com/2013/07/25/tasting-craftwerk-tangerine-dream-india-pale-ale/

https://bierausbayern.wordpress.com/2013/07/30/mandarina_doppeltasting/

Heute also im Test das nächste Bier aus Bitburg: Das Hop Head IPA⁷
Bei Ratebeer.com übrigens aktuell das Bier mit der besten Durchschnittsnote von allen drei Craftwerk-Bieren. Aber es liegt nur knapp vorne und die Noten sind auch (noch) kein Grund für Euphorie.

Laut Etikett ein Starkbier / American IPA mit satten 8%-Vol.. Das Etikett ist im einheitlichen “Craftwerk-Stil” gestaltet, man gibt sich “betont anders” (verglichen mit Bitburger) und hat wohl auch ein paar Anleihen bei Brewdog genommen – zumindest erinnert mich das Etikett etwas daran. Ob man aber bei einem Bier das Hop Head heißt dann auch noch einen Hut auf das Etikett drucken muss ist zumindest Diskussionswürdig. Auf der Rückseite der Flasche werden – vorbildlich – alle verwendeten Zutaten aufgelistet.

Und das sind laut Craftwerk.de die technischen Daten:

Unsere Brauer sind echte „Hopfenfanatiker“ –  kein Wunder also, dass diese Schöpfung gleich mit sieben Hopfensorten daher kommt. Inspiriert von seinen letzten Trips an die Westküste der USA hat Braumeister Stefan seiner Liebe zu stark gehopften Bieren ein Denkmal gesetzt: Hop Head IPA⁷. Die intensiv-herbe Kombination mit leichter Chili-Note im ehrlichen Stil eines amerikanischen West Coast IPA – keine Spur von Understatement, sondern ein Genusserlebnis für alle Sinne.

Biergattung: Starkbier
Brauart: obergärig
Stammwürzegehalt: 17,4 %
Alkoholgehalt: 8 % vol
Bittereinheiten: 65

           DIE KNALLHARTE HOPFENEXPLOSION

Die deutschen Sorten Herkules, Magnum und Taurus setzt Stefan wegen der sehr angenehmen Bittere ein. Für die leicht fruchtig-tropische Note sorgen die amerikanischen Sorten Cascade, Centennial, Chinook und Simcoe. Hier tanzt der Hopfen auf der Zunge!

Im Glas präsentiert sich das Bier gold-orange-farben, es ist gleichmäßig trüb und hat eine feinporige weiße Schaumkrone die recht schnell zusammenfällt.

Das Aroma ist fruchtig, mit jeder Menge Citrus-/Grapefruit-Noten, einige hopfige Kräuternoten, und etwas Fichte / Pinie kommen noch dazu. In der Nase erahnt man m.E. schon den recht hohen Bitterwert.

Rezenz: frisch / leicht prickelnd 

Antrunk: frisch, sortentypisch, fruchtig-bitter mit etwas Malz und Karamell im Hintergrund.

Nachtrunk: betont trocken, feinherb und v.a. feinbitter, relativ lang.

Fazit: Trockenes American (West-Coast) IPA das aber (wohl aufgrund der Herkules/Magnum/Taurus-Hopfengabe) für meinen Geschmack etwas zu herb-bitter geraten ist.

Prädikat: Bittersüßer Hopfenhammer mit Potenzial.

Tasting: Weltenburger Kloster Kellerbier naturtrüb

Offenbar ganz neu auf dem Markt ist das Kloster Kellerbier naturtrüb vom Kloster Weltenburg (Der ältesten Klosterbrauerei der Welt). Und irgendwie ist das schon wieder so ein falscher Klosterbruder (https://bierausbayern.wordpress.com/2013/03/31/tasting-kloster-scheyern-kloster-weisse-hell/), denn hergestellt wird das Bier – wie sieben weitere der insgesamt 11 oder 12 Weltenburger Biere – von der Brauerei Bischofshof in Regensburg. Aber nachdem das auch auf dem Rückenetikett gut lesbar erwähnt wird, ist das wohl aus Gründen der Produktionskapazität okay. Auch wenn auf dem Etikett auf der Vorderseite der Flasche ein historisches Motiv vom Kloster zu sehen ist. So ein bisschen heile Klosterwelt wird einem also schon vorgegaukelt. Aber das ist ja fast schon der Standard (siehe Link zum Bier von Kloster Scheyern).

Das Bier kommt in der schlanken 0,5 l NRW-Flasche mit 5,0 % vol. alc. daher. Mehr zur Brauerei gibt es hier: http://www.weltenburger.de/  Zu diesem neuen Bier findet man dort aber heute (24. Okt. 13) noch kein Wort …

Im Glas zeigt sich das Bier hefetrüb, goldfarben mit feinporigem, weißem Schaum der gut am Glasrand haftet.

Das Aroma ist rein und leicht karamellig, etwas malzige Süße gesellt sich noch dazu. Der Antrunk ist abgerundet, weich, sortentypisch und malzaromatisch. Die Rezenz ist soft – angenehm. Der Nachtrunk ist ausgewogen, rund, harmonisch und feinbitter.

 

Prädikat: Das Bier füllt sicher eine Lücke im Weltenburger Sortiment. Ein gutes, süffiges und mildes Kellerbier / Zwickel ist es obendrein. Ein fader Beigeschmack kommt – wenn überhaupt – nur durch das gespielte Kloster-Image auf.

 

Frisch aus dem Postkasten: Noch mehr Lesestoff (aus dem Stern und aus brand eins)

Der Stern hat in der aktuellen Ausgabe (44/2013) in der Rubrik “Genuss – Leckeres für kalte Tage” auch einen Artikel mit dem Titel “Draußen kalt? Innen heiß! Mit guten Getränken”. Und neben den üblichen Verdächtigen (Tee, Kakao, Wein) kommt auch ein besonders starkes Bier vor: Der Oak Aged Doppelbock Bourbon von der Camba Bavaria.

Aus dem Text:

Fürchtet euch nicht! Es gibt ein Leben nach dem Bier-Tod, nach der ubiquitären Ödnis, jenseits des Hopfen- und Malz-Einerleis, wo ein Bier wie das andere schmeckt. Die Charakterbiere kommen zurück.

So soll es sein. Wobei nun ausgerechnet dieses Charakterbier mit seinem empf.(?) Verkaufspreis von 28,90 € schon ein extremer Tropfen ist.

Der Stern empfiehlt Camba Oak Aged

 

 

Etwas mehr “Stoff” zum Lesen liefert die neueste Ausgabe der Zeitschrift “brand eins“. Denn im Heft 11/13 gibt es ab Seite 98 ein sehr lesenswertes 4-seitiges Portrait der beiden Unertl-Brauereien aus Mühldorf und Haag. Titel: “Mein Bier ist nicht dein Bier“. Man erfährt viel über die Verbundenheit, den Konflikt und die Historie der beiden Familien-Brauereien. Welche der Brauereien jetzt das bessere Weißbier herstellt, darf jeder selbst entscheiden. Prost.

Das Schlusswort aus dem Artikel lautet übrigens:

“Die Mühldorfer”, sagt Ingrid Unertl, “würden nie das Haager Bier trinken, und die Haager nie das Mühldorfer. Und dabei wird es immer bleiben.”

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