Die DLG veröffentlicht 2013er Bier-Testergebnisse als Buch

Zu finden ist das „Werk“ zum Preis von € 12,90 zum Beispiel hier:

http://www.pustet.de/shop/action/productDetails/20581682/dlg_genuss_guide_bier_2013_3769008227.html?aUrl=90008343

und hier: http://www.dlg-verlag.de/shop/product_info.php/info/p2167_DLG-Genuss-Guide-Bier-2012.html

Dazu heißt es dann in der Selbstdarstellung:

Über den Titel

Trends, Tipps, 656 prämierte Biere und eine Vielzahl deutscher Spitzenbrauereien im Porträt. Der neue Genuss-Guide Bier gibt einen Überblick über die aktuelle deutsche Bierkultur, vermittelt Wissenswertes rund um das Thema Bier und präsentiert die aktuellen Testergebnisse aus allen Bierregionen Deutschlands.

Im Fokus stehen regionaltypische und handwerklich gefertigte Biere der mittelständischen Braumanufakturen.

  • Spitzenbrauereien des Jahres 2013
  • Trends & Aktuelles
  • Termine und Veranstaltungstipps
  • Die besten Biere der DLG-Qualitätsprüfung
  • Regionale Braukultur & Spezialitätenbiere
  • Die schönsten Genussmanufakturen
  • Bier & Speisen
  • Biersorten im Porträt
  • Alles rund um Geschichte und Zutaten … und vieles mehr.“

Inhaltlich geht es im Buch – neben hinlänglich bekannten Informationen zur Biergeschichte und Bierherstellung – v.a. um die recht umfangreiche Vorstellung von ausgewählten Brauereien. Beim “Preis der Besten” (Gold) geht es z.B. um Brauereien die “über den Zeitraum von 15 aufeinanderfolgenden Kalenderjahren erfolgreich an den Prämierungen der DLG teilgenommen haben.” Also eher so eine Art Treuebonus-Preis der DLG. Wer beim “Preis der Besten” nicht dabei sein kann – z.B. weil man ein oder mehrere Jahre nicht am DLG Wettbewerb teilgenommen hat – der kommt offenbar im nächsten Kapitel “Braukönner” noch zu seinem Portrait. Ob das dann gegen Bezahlung passiert  (so a la “Redaktionelles Portrait ihrer Brauerei auf einer Seite mit 2 Bildern für X €uro”) oder nur von der Anzahl eingereichter / prämierte Biere abhängt erschließt sich mir nicht. 

Danach werden noch die wichtigsten deutschen Biersorten samt Charakteristika vorgestellt. Dann folgt auf rund 60 Seiten der Tabellenteil mit allen ausgezeichneten Bieren. Den Abschluss bildet Glossar mit dem Namen “Das kleine Bierlexikon”.

Der Kern des Buches ist meiner Meinung nach aber der Teil mit den 656 prämierten Bieren. Und den finde ich etwas fragwürdig. Das Ganze ist schon deswegen Zweifelhaft, weil es laut DLG (http://www.dlg-verbraucher.info/de/testergebnisse/bier.html ) rund 5.000 verschiedene Biere in Deutschland gibt. Davon nehmen an der Prüfung und Prämierung nur rund 800 Biere teil (sprich: Werden eingereicht). Interessent wäre zu erfahren ob die niedrige Quoten an den mit der Einreichung verbundenen Kosten oder am Ruf des Wettbewerbs liegt. D.h. nur ca. 16% aller Biere sind bei dem jährlichen Test dabei. Und das ist eine etwas kleine Auswahl. Richtig traurig wird die Sache, wenn man z.B. bei der Bierregion Franken schaut wer da alles nicht teilnimmt: Keine einzige Brauerei aus Nürnberg, Bayreuth, Bamberg (sic!), Coburg und Amberg. Und auch bei den Brauereien vom Land sieht es mager aus. Meiner Schätzung nach sind nur zehn Brauerein aus Franken am Start. Warum bloß ? Nur die Angst vor schlechten Beurteilungen kann es ja wohl nicht sein.

Und vollends die Tränen in die Augen treiben mir dann die Ergebnisse der Discounterbiere. Norma und Netto (beide aus Bayern) haben richtig abgeräumt. 13 x Gold, 3 x Silber und 1 x Bronze für diverse Burgkrone und Kaiserkrone Biere von Norma. 11 x Gold und 6 x Silber für die Grafensteiner, Schloss und Meisterfels Biere von Netto.

Hinzu kommen für Edeka 4 x Gold, 2 x Silber und 2 x Bronze, für Lidl 9 x Gold und 4 x Silber und last but not least 1 x Silber für Penny.

(Oettinger mit lediglich 2 x Gold und 1 x Silber habe ich da ganz bewusst gar nicht mitgezählt)

Mit den o.g. Ergebnissen liegen Netto und Norma mehr oder weniger gleichauf mit namhafteren Brauereien wie Riegele (13 x G, 3 x S), Auer Bräu Rosenheim (8 x G, 3 x S) oder Alpirsbacher (11 x G und 5 x S).

Und auch in % betrachtet wird das Ergebnis kaum erträglicher: 800 Biere wurden eingereicht, davon wurden 656 Biere (also 82%!!) ausgezeichnet. (Wobei Bier mit 18% nicht-prämierten Produkten offenbar relativ schlecht abschneidet ==> Siehe Wikipedia-Zitat weiter unten im Text !)  Es gab 458 Goldmedaillen. D.h. 57,3% aller Einreichungen und 70% aller prämierten Biere erhielten Gold. Nicht weniger als 8% aller Gold-prämierten Biere bzw. 8,54 % aller prämierten Biere findet man für kleines Geld als Eigenmarken beim Discounter. Wenn das die o.g. „Spitzenbrauereien“ und die „aktuelle deutsche Bierkultur“ repräsentiert, dann sag ich nur noch Prost. 

 

Das Buch muss man übrigens nicht nur wegen des Inhalts nicht kaufen. Man findet – wenn auch wenig nutzerfreundlich – die Ergebnisse hier: http://www.dlg-verbraucher.info/de/testergebnisse/bier.html

Einen lesenswerten Artikel zum Thema der auch das Thema DLG Biertest anspricht findet man hier: http://aktiongutesbier.de/der-preiskampf/

 

Mein Fazit: Statt sich über die DLG-Biermedaillen zu ärgern ist es vielleicht einfach an der Zeit einen Verbraucher-Bierpreis auszuloben. Mit Unterstützung von Getränke-Zeitschriften und / oder Bier-Portalen sollte da doch eigentlich was gehen oder ? Vielleicht hören dann auch die ambitionierteren Brauereien, die am DLG-Test teilnehmen, damit auf mit ihren Gold- und Silbermedaillen zu werben. Denn ganz ernst nehmen kann man das eigentlich nicht.

DLG Genuss Guide 2013 Bier

DLG Genuss Guide 2013 Bier

Noch etwas Hintergrundinfo zur DLG (aus Wikipedia.org)

„Das DLG-Testzentrum Lebensmittel in Frankfurt am Main prüft jährlich etwa 27.000 Lebensmittel aus dem In- und Ausland. Dazu gehören Brot und Backwaren, Bier, Wein, Fleischerzeugnisse sowie Milchprodukte. Die Lebensmittel werden hauptsächlich sensorisch geprüft, also nach Aussehen, Geruch, Geschmack und Konsistenz beurteilt. Weitere Prüfungen, etwa Zubereitungsprüfungen, Verpackungs- und Kennzeichnungsprüfungen sowie chemische, mikrobiologische und physikalische Tests, finden nur ergänzend und stichprobenartig statt. Produkte, die ‘keine Abweichung von den Qualitätserwartungen’ erfüllen, erhalten die Bestnote. Fast alle getesteten Lebensmittel (80% bis 95%) erreichen eine Gold-, Silber- oder Bronze-Prämierung. Die Ergebnisse werden seit November 2012 auf einer eigenen Internetseite veröffentlicht

Die DLG stand zuletzt in der medialen Kritik. Im Mittelpunkt der Berichterstattung standen vor allem Abweichungen bei der Bewertung einzelner Produkte durch die DLG und durch die Stiftung Warentest. Zudem wurde der große Anteil an ausgezeichneten Produkten (DLG-Medaille in Gold, Silber, Bronze) hervorgehoben. Der Anteil nicht DLG-prämierter Produkte schwankt je nach Produktbereich zwischen fünf und zwanzig Prozent.“

Und etwas später: „Der Produktionsprozess wird – ebenso wie bei den meisten Lebensmitteltests der Stiftung Warentest – nicht überwacht oder geprüft. Diese Tatsache hatte im Januar 2012 im Zusammenhang mit dem “Müller-Brot-Skandal” zu Irritationen geführt: “Müller-Brot” erhielt 2011 für insgesamt 14 Produkte DLG-Gold. Die DLG erkannte nach Bekanntwerden der hygienischen Zustände bei Müller-Brot die Medaillen ab.“